Player FM - Internet Radio Done Right
71 subscribers
Checked 17m ago
Hozzáadva kilenc éve
A tartalmat a Südwestrundfunk biztosítja. Az összes podcast-tartalmat, beleértve az epizódokat, grafikákat és podcast-leírásokat, közvetlenül a Südwestrundfunk vagy a podcast platform partnere tölti fel és biztosítja. Ha úgy gondolja, hogy valaki az Ön engedélye nélkül használja fel a szerzői joggal védett művét, kövesse az itt leírt folyamatot https://hu.player.fm/legal.
Player FM - Podcast alkalmazás
Lépjen offline állapotba az Player FM alkalmazással!
Lépjen offline állapotba az Player FM alkalmazással!
Podcastok, amelyeket érdemes meghallgatni
SZPONZORÁLT
S
State Secrets: Inside The Making Of The Electric State


Host Francesca Amiker sits down with directors Joe and Anthony Russo, producer Angela Russo-Otstot, stars Millie Bobby Brown and Chris Pratt, and more to uncover how family was the key to building the emotional core of The Electric State . From the Russos’ own experiences growing up in a large Italian family to the film’s central relationship between Michelle and her robot brother Kid Cosmo, family relationships both on and off of the set were the key to bringing The Electric State to life. Listen to more from Netflix Podcasts . State Secrets: Inside the Making of The Electric State is produced by Netflix and Treefort Media.…
SWR2 Kultur Aktuell
Mind megjelölése nem lejátszottként
Manage series 175436
A tartalmat a Südwestrundfunk biztosítja. Az összes podcast-tartalmat, beleértve az epizódokat, grafikákat és podcast-leírásokat, közvetlenül a Südwestrundfunk vagy a podcast platform partnere tölti fel és biztosítja. Ha úgy gondolja, hogy valaki az Ön engedélye nélkül használja fel a szerzői joggal védett művét, kövesse az itt leírt folyamatot https://hu.player.fm/legal.
Welche Bücher sind neu, was läuft im Kino, wie sieht die Festivalsaison aus und worüber diskutieren Kulturwelt und Kulturpolitik? Im Podcast SWR Kultur Aktuell widmen wir uns täglich den Nachrichten, mit Hintergründen, Gesprächen, Kritiken und Tipps. Damit Sie nichts Wichtiges mehr verpassen! Zur Sendung in der ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/swr2-kultur-aktuell/12779998/
…
continue reading
468 epizódok
Mind megjelölése nem lejátszottként
Manage series 175436
A tartalmat a Südwestrundfunk biztosítja. Az összes podcast-tartalmat, beleértve az epizódokat, grafikákat és podcast-leírásokat, közvetlenül a Südwestrundfunk vagy a podcast platform partnere tölti fel és biztosítja. Ha úgy gondolja, hogy valaki az Ön engedélye nélkül használja fel a szerzői joggal védett művét, kövesse az itt leírt folyamatot https://hu.player.fm/legal.
Welche Bücher sind neu, was läuft im Kino, wie sieht die Festivalsaison aus und worüber diskutieren Kulturwelt und Kulturpolitik? Im Podcast SWR Kultur Aktuell widmen wir uns täglich den Nachrichten, mit Hintergründen, Gesprächen, Kritiken und Tipps. Damit Sie nichts Wichtiges mehr verpassen! Zur Sendung in der ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/swr2-kultur-aktuell/12779998/
…
continue reading
468 epizódok
Minden epizód
×Eine Geburt sei mit Schmerz verbunden, klar, aber auch mit Ekstase! Denn sei das Kind endlich auf der Welt, erfahre die Mutter, wie zur Belohnung, einen Zustand reiner Freude. Das zumindest bekam die Autorin während ihrer Schwangerschaft zu hören. Als es dann aber bei ihr selbst so weit war, empfand Racha Kirakosian kaum mehr als – Erleichterung. Für die 39-jährige Mediävistin war diese Erfahrung ein Beispiel dafür, mit welch wirkmächtigen, aber eben auch fragwürdigen Narrativen das Phänomen Ekstase bis heute umstellt ist. Visionäre Nonnen mit Sexdefizit? In ihrem ebenso erhellenden wie unterhaltsamen Buch „Berauscht der Sinne beraubt“ stellt Racha Kirakosian allerlei beliebte Behauptungen und Erklärmuster in Sachen Ekstase in Frage. Ist der Zustand höchster Verzückung etwas Irrationales oder gar Pathologisches, wie es das westliche Denken seit der Aufklärung gern behauptet? Fehlte es den visionären Nonnen des Mittelalters oder den Hysterikerinnen des Fin de Siècle einfach nur an Sex? Welche Rolle spielen Schmerzen oder Rauschdrogen in der Geschichte dieses Phänomens? Gerade bewusstseinsverändernde Substanzen dienen heute als beliebte Erklärungen für einschlägige Beispiele aus der Geschichte. Zum Beispiel sollen die Visionen mittelalterlicher Mystikerinnen von Vergiftungen mit dem Mutterkornpilz Ergot, einem chemischen Verwandten von LSD, herrühren. Wir wollen ja gern einen handfesten Beweis für die Wirkweise einer ekstatischen Vision haben! Wir sehnen uns nach der endgültigen Erklärung eines sonst so unbefriedigend mysteriösen Vorgangs. Wenn wir wüssten, dass Ergot Auslöser für Halluzinationen war, könnten wir so vieles erklären. Wäre das nicht fantastisch? Quelle: Racha Kirakosian – Berauscht der Sinne beraubt Warum Ekstase nicht gleich Ekstase ist Zu Recht kritisiert die Autorin, dass bei solchen modernen Erklärungsversuchen die jeweiligen Erfahrungen aller historischen, religiösen und sozialen Kontexte beraubt werden. Und auch aller Unterschiede. Denn Ekstase sei eben nicht gleich Ekstase, betont Racha Kirakosian. Weil dieses Phänomen aber eine ausgesprochen flüchtige, schwer beschreibbare und persönliche Erfahrung sei, sei es leicht zu instrumentalisieren. Ein ganzes Kapitel widmet die Autorin den haarsträubenden Versuchen von Sozialwissenschaftlern der Nachkriegszeit, den Erfolg der Nazis als Ekstase-Phänomen wegzuerklären: mit Hitler als mächtigem Schamanen und einem verführten, also letztlich unschuldigen Volk im Trancezustand als Opfer. Da die Autorin in Freiburg Professorin für die Kultur des Mittelalters ist, liegt hier natürlich ein Schwerpunkt ihrer Darstellung. Umso faszinierender sind Kirakosians behutsame Brückenschläge in unsere Gegenwart. Die schmerzhaften Praktiken, mit denen christliche Mystikerinnen einst in ihren Klosterzellen ihre Körper malträtierten, um Gottes Botschaften zu empfangen: Was verbindet ihr in Handschriften dokumentierter Lustschmerz mit dem heutiger Teilnehmer von Sadomaso-Spielen? Und die sich zur Ekstase tanzenden Sufi-Derwische im Islam, gibt es hier vielleicht Parallelen zum kollektiven Rausch auf Techno-Parties? Vielleicht findet der Tanz zur Musik als Vehikel zur Ekstase in diesem Kulturphänomen seinen prägnantesten Ausdruck in unserer Zeit. Möglicherweise ist das der »Ort«, an dem, entkoppelt von Religion, überhaupt noch spirituelle Erfahrungen auf diese (tanzende) Weise gemacht werden. Quelle: Racha Kirakosian – Berauscht der Sinne beraubt Ekstatische Oktopusse Der Untertitel verspricht zwar „Eine Geschichte der Ekstase“, aber schon im Vorwort dämpft die Autorin die Erwartungen. So vielfältig sei das Phänomen, dass zwölf Bände nicht ausreichten. Das stimmt, aber was Kirakosian auf über 300 Seiten an Informationen anhäuft, ist beeindruckend genug. Darunter die Information, dass selbst Oktopusse ekstatisch werden können, wenn man ihnen die Partydroge MDMA, also „Ecstasy“, verabreicht: Die sonst so asozialen Tiere fangen plötzlich an, sich zu berühren und Körperkontakt zu suchen – wie schön!…
S
SWR2 Kultur Aktuell

SWR Kultur: Sie haben unter anderem in Los Angeles im berühmten Hotel Chateau Marmor gewohnt, aber auch in New York in einem Obdachlosen-Hotel, weil die Zimmerpreise in der Großstadt so wahnsinnig teuer sind. Warum waren sie so rastlos? Doris Dörrie: Das versuche ich in diesem Buch herauszufinden. Es hat wahrscheinlich sehr stark mit der Erfahrung meiner Eltern zu tun. Beide wurden ausgebombt im Krieg und hatten dann immer das Gefühl, dass es keine wirklichen stabilen Verhältnisse gibt, dass einem jedes Haus auch weggenommen werden kann, dass es einstürzen kann und dass man auch sein Herz nicht an Besitz hängen sollte. Sie selbst haben immer sehr vom Reisen geträumt und haben das auch gemacht, wann immer sie konnten. Und ich glaube, das habe ich unterbewusst sehr stark aufgesaugt. Dieses Gefühl, dass das Unterwegssein die eigentlich einzig sichere Sache ist und nicht, das sich Einrichten und darauf zu hoffen, dass etwas stabil bleibt. Der vermeintliche Traumhaus-Traum SWR Kultur: Als sie in den USA gelebt haben, sind sie an Wochenenden gern zu Hausbesichtigungen gefahren, zum Beispiel in den Reichenvierteln von Los Angeles. Sie haben sich die Häuser aus Neugierde angesehen. Was haben sie erfahren über die Menschen anhand der Häuser, die sie besichtigt haben? Doris Dörrie: Das war natürlich nicht die Gesellschaft, sondern es war nur das obere eine Prozent. Und da war ich doch sehr erschrocken darüber, dass dieser immense Reichtum nicht zu besonders viel Geschmack geführt hat, in fast allen Fällen. Und dass diese Häuser zwar zum Teil unglaublich designed waren, aber so gar nicht persönlich. Sie haben nicht verraten über die Bewohner*innen und wirkten seltsam leer und unpersönlich. Ich selber konnte mir auch gar nicht vorstellen, jemals in so einem Haus wohnen zu wollen. Es war auf gar keinen Fall ein Traumhaus dabei – es wurde aber natürlich angepriesen als ultimatives Traumhaus. Ich fand das auch deshalb interessant, weil ich schon immer Geschichten geschrieben habe und mir immer vorstellen muss, wie diese Menschen, die ich erfinde, wohnen. Wie viel Raum beanspruchen Frauen für sich? SWR Kultur: In diesen Häusern gab es immer auch ein sogenanntes „Manhole“: Meistens Fitnessräume, Hobbyräume oder Werkstätten. Sie haben sich dann erlaubt, auch mal nach dem „Womenhole“ zu fragen. Und dann wurde ihnen meistens der Hauswirtschaftsraum mit der Waschmaschine gezeigt, vielleicht auch noch die Küche. Warum ist ein solches Zimmer auch für Frauen wichtig? Doris Dörrie: Es ist eine komplizierte Sache. Ich habe sehr viel über meine Mutter geschrieben, die auch nie ein Zimmer für sich hatte. Ich hatte das. Aber ich hatte es schon als Schulkind. Da bekam ich mein eigenes Zimmer, um eine Schularbeiten machen zu können. Und das hat doch, glaube ich, sehr viel für mich bedeutet, dieses Zimmer zu haben, wo ich mich zurückziehen konnte und wo ich vor allem eben auch lesen und dann schreiben konnte. Es prägt, das man diesen Raum haben durfte. Wieviel Raum bekommen wir als Frauen? Wie viel Raum gestatten wir uns aber auch selbst? Wie viel Raum beanspruchen wir? Quelle: Doris Dörrie Darüber habe ich nachgedacht in dem Buch. Und tatsächlich ist es bis heute so, dass Frauen das nur sehr, sehr selten haben und die Frage, die sich daran anschließt, ist: Wieviel Raum bekommen wir als Frauen? Wie viel Raum gestatten wir uns aber auch selbst? Wie viel Raum beanspruchen wir? Ich habe in Gesprächen immer wieder gehört, dass auch junge Frauen sich das immer noch nicht so wirklich nehmen. Weil es doch immer die Frage nach der Nützlichkeit stellt. Sind wir noch nützlich als Frauen in einer Wohnung, wenn wir uns zurückziehen und nur schreiben? Das fand ich bestürzend, dass das bis heute anhält. Und besonders gut hat man das natürlich in der Pandemie gesehen, wo Frauen wieder Versorgerinnen waren und ganz bestimmt nicht diesen Raum für sich alleine hatten, in denen sie sich zurückziehen konnten. Ein weiteres Problem: Die Mietpreise steigen und es gibt zu wenig Wohnraum in Deutschland. Und ich finde das, was gebaut wird, ist selten einladend und dazu auch noch wahnsinnig teuer. Mehr japanische Architektur SWR Kultur: Haben Sie auf ihren Reisen Wohnkonzepte gesehen, von denen wir etwas lernen können? Doris Dörrie: Mehr klassisch japanische Architekturmodelle! Das finde ich nicht nur sehr, sehr schön, sondern auch sehr praktisch. Man wohnt fast wie in Modulen, wenn man die Schiebetüren aufmacht. Da kann man immer weiter die Räume vergrößern oder wieder verkleinern. Das ist eine Idee, die für uns alle sehr praktisch und vielleicht auch sehr schön wäre, wenn wir den Wohnraum nach unseren Bedürfnissen verändern könnten. Die Architektur hängt unseren doch sehr veränderten Bedürfnissen sehr stark hinterher. Das sind natürlich auch stark veränderte Wohnbedürfnisse von Frauen, die sich zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte seit ein paar Jahren leisten können, alleine wohnen zu wollen und zu können. SWR Kultur: Sie sind sehr viel umgezogen. Haben Sie denn mittlerweile einen Wohnraum gefunden, der ihren Bedürfnissen zumindest sehr nahe kommt? Ich habe eigentlich immer noch nicht so wirklich das Bedürfnis, in einen Raum zu gehen und die Tür zuzumachen, weil es schwierig ist, mir diese Wichtigkeit herauszunehmen. Ich schreibe noch immer am liebsten in der Küche oder im Bett. Am 9.4. liest Doris Dörrie ab 19.30 Uhr aus ihrem Buch „Wohnen“ im Stuttgarter Literaturhaus.…
Viele Schätze schlummern im Archiv Das kurze Schwarz-Weiß-Video ist eine kleine Sensation! John Lennon spielt Luft-Gitarre und Yoko Ono singt dazu tonlos in ein Mikrofon. Der Künstler Aldo Tambellini hat die beiden 1972 während einer Performance gefilmt. Ein Zufalls-Fund aus den Tiefen des ZKM-Archivs. Als die Kuratorin Clara Runge im Studio von Yoko Ono anrief und den Fund meldete, war der Mitarbeiter dort völlig begeistert, erzählt sie. Ein Schatz von vielen, die im Archiv und in der Sammlung des ZKM schlummern und jetzt nach langer Zeit wieder oder, wie in diesem Fall, erstmals überhaupt ausgestellt werden. Auch die Arbeit dahinter soll sichtbar werden Dem künstlerischen Direktor des ZKM, Alistair Hudson, war es wichtig, die hauseigene Sammlung aus einem neuen Blickwinkel zu präsentieren: „Ich wollte, dass das Publikum nicht nur die Kunstwerke sieht, sondern auch unsere Arbeit dahinter: die Recherche, die Restaurierung, die Pflege. All die Arbeit, die hier unsere Teams jeden Tag an diesen empfindlichen Medienkunstwerken leisten. Medienkunst ist oft eine Kooperation aus Künstlerpersönlichkeiten und Technik-Fachleuten. Ich wollte, dass sie gewürdigt werden – genauso wie die Künstlerinnen und Künstler.“ Mühsame Pflege von Medienkunst Der Ausstellungstitel „The Story That Never Ends” bezieht sich nämlich in erster Linie auf die mühsame Pflege von Medienkunstwerken. Dabei sind es nicht nur die Speichermedien, die schnell altern und kaputt gehen, wie etwa Magnetbänder oder Laserdiscs. Ständig kommen neue Aufnahme- und Abspielgeräte auf den Markt. Eine enorme Herausforderung, betont die Restaurierungsexpertin des ZKM, Dorcas Müller. Ameisen, die Kunst zerstören An manchen Medienkunstwerken haben die Mitarbeitenden wahre Wunder vollbracht. Für die interaktive Video-Raum-Installation „Yuppieh Ghetto with Watchdog“ von Paul Garrin mussten die ZKM-Expertinnen und -Experten zum Beispiel das Programm komplett neu schreiben. Manchmal kommt für ein Kunstwerk aber auch jede Hilfe zu spät. So wie bei der kinetischen Arbeit „Sémaphora I“ von Edmont Gouchot. Da hatten sich, noch während es beim Künstler lagerte, Ameisen eingenistet. Aber zum Glück gibt es noch ein weiteres Kunstwerk aus dieser Serie aus dem Jahr 1966, das im ZKM nun wieder zum Laufen gebracht werden konnte. Medienkunst ist oft wenig präsent Edmont Gouchot gehört zu den frühen Medienkünstlern, deren Arbeiten zwar Meilensteine waren, aber nie richtig gewürdigt wurden. Die neue Sammlungs-Ausstellung möchte auch Lücken schließen, betont die Leiterin der Abteilung Sammlungen und Archive, Margit Rosen. Denn immer noch kommen nur eher wenige Medienkunstwerke auf den Kunstmarkt und werden hauptsächlich auf Festivals gezeigt – sind also für Publikum und Fachpresse wenig präsent. Spannende Einblicke Die Ausstellung im ZKM übernimmt damit eine wichtige Aufgabe und reflektiert auch seine eigene Sammlungspolitik. Zwar ist die Ausstellung ästhetisch etwas spröde und zwängt gerade im ersten Lichthof mehrere ausladende Werke zu eng aneinander, aber sie ermöglicht spannende Einblicke in künstlerische Positionen der letzten 75 Jahre und tief in die Eingeweide von Medienkunstwerken.…
Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, betont die Bedeutung solcher Veranstaltungen gerade in Zeiten politischer Umbrüche. „Die Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen ist eine Grundvoraussetzung für unsere demokratische Selbstverständigung“, sagt Wagner. Zunehmender Rechtsextremismus als weltweites Problem Mit dem Ende der Zeitzeugen werde eine neue Verantwortung auf die Gesellschaft übertragen. „Die Überlebenden waren ein Schutzschirm für die Demokratie – dieser Schutzschirm ist jetzt brüchig geworden“, erklärt er. Der zunehmende Rechtsextremismus sei kein rein thüringisches, sondern ein weltweites Problem. Wagner verweist dabei im Gespräch mit SWR Kultur auch auf autoritäre Tendenzen in Russland und den USA. Die Debatte muss versachlicht werden Die Debatte um Israel und Gaza mache zudem deutlich, wie sehr Gegenwart und Erinnerung miteinander verflochten sind. „Jegliche Gleichsetzungen zwischen den nationalsozialistischen Verbrechen und dem israelischen Vorgehen im Gazastreifen sind absolut unzulässig“, stellt Wagner klar. Dennoch müsse der Verweis auf universelle Menschenrechte möglich bleiben. Für Wagner ist klar: „Wir müssen innehalten, einander zuhören und die Debatte versachlichen.“…
Tiersen fühlt sich missverstanden „Ich bin kein Komponist. Mein Background besteht darin, in einer Band zu spielen. Und ich habe nur angefangen, alleine Musik zu machen, weil mich meine Mitstreiter versetzt haben.“ Yann Tiersen fühlt sich missverstanden. Kein Wunder: Kritiker vergleichen ihn mit dem britischen Filmkomponisten Michael Nyman („Das Piano“) und beziehen sich immer wieder auf Tiersens Soundtracks. Der bekannteste: „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Ein Welterfolg, der 140 Millionen Dollar eingespielt hat und bald sein 25. Jubiläum begeht. Tiersen will kein Romantiker sein Für den sensiblen Tiersen sind der Film und die Musik ein Fluch, der nie zu enden scheint – obwohl er inzwischen 14 Solo-Alben veröffentlicht hat und sich immer weiter von der romantischen Filmmusik entfernt. Das lässt den Künstler regelrecht verzweifeln. „Mein Problem mit ‚Amélie‘ ist, dass mir der Film zu süß ist. Eine langweilige Liebesgeschichte im altmodischen Paris. Dabei bevorzuge ich das neue, multikulturelle. Was mich aber am meisten stört: Mein Werk wurde komplett sinnentfremdet“, so Tiersen. „Ich habe meinen Vater verloren, als ich sieben war – und Musik war meine Zuflucht und Therapie. Deshalb ist sie nicht süß, sondern hat mit Schmerz zu tun. Sie in dem Film zu hören, tut geradezu weh. Und weil das Ganze ein solcher Erfolg war, muss ich nun damit klarkommen, dass meine Musik als romantisch verstanden wird.“ Protestmusik auf dem zweiteiligen Album Tiersens aktuelles Album „Rathlin From A Distance/The Liquid Hour” ist ein weiterer Versuch, sich von „Amélie“ zu lösen. Auf rund 80 Minuten Spielzeit verfolgt er ein anspruchsvolles Konzept: „Rathlin From A Distance“, die erste Hälfte, besteht aus minimalistischen Klavier-Stücken. „The Liquid Hour“, Teil 2, enthält sphärische Klangcollagen, die zwischen Ambient und Industrial angesiedelt sind. Tiersens Vergleich mit einer Marschmusikkapelle kommt nicht von ungefähr: Er versteht „The Liquid Hour“ als Protestmusik. Als Reaktion auf das rechtspopulistische Rassemblement National von Marine Le Pen. Den bekämpft er mit Kompositionen wie „Delores“, einer Hommage an die Antifaschistin Dolores Ibarutti und ihre Rede „No pasaran“ zur Verteidigung der Demokratie. Die sei 2025 genauso wichtig wie 1936, als sie geschrieben wurde. Rebellische Töne Für mich ist der Aufstieg der Rechten aber wie der letzte Schrei der Dinosaurier. Sie haben Angst vor dem Asteroiden, aber leider auch Geld und Macht. Insofern muss man etwas dagegen tun – zum Beispiel mit Protesten. Quelle: Yann Tiersen Rebellische Töne von einem, der sonst schweigt. „Rathlin From A Distance/The Liquid Hour“ ist das politischste Album von Yann Tiersen, hat aber auch eine ruhige, fast meditative Hälfte. Bemühungen um bestmögliche CO2-Bilanz Die basiert auf einem dreimonatigen Segel-Törn mit einer 12-Meter-Yacht – über die Faröer Inseln zu den Hebriden bis Nordirland. Eine wichtige Selbsterfahrung, so der Musiker. Aber auch die Blaupause für kommende Konzertreisen. „Ich habe aufgehört, im Bus zu touren, weil das etwas aus einer anderen Zeit ist“, erklärt Tiersen. „Von Frühjahr bis Herbst bereise ich jedes Land, das eine Küste hat, per Boot. Ansonsten nehme ich mein Wohnmobil. Ich fahre sehr langsam, ohne Crew und bemühe mich um die bestmögliche CO2-Bilanz.“…
Im Urlaub verliebte sich Reinhold Würth in ein Bild Noldes Als der Unternehmer Reinhold Würth im Sommer 1972 im Tessin Ferien macht, schläft er schlecht. Dabei ist eigentlich alles bestens: Würth urlaubt mit Frau und Freund, daheim in Hohenlohe floriert sein Unternehmen. Aber die Unruhe bleibt, denn der schwäbische Schaffer hat sich frisch verliebt – und zwar in ein Bild: das Aquarell „Wolkenspiegelung in der Marsch“ von Emil Nolde. Das Bild passt zu Reinhold Würth Die „Wolkenspiegelung“ trägt die Inventarnummer drei von heute über 20.000 Kunstwerken der Sammlung Würth – und sie passt noch aus anderem Grund perfekt zum aktuellen runden Geburtstag des Patriarchen. „Beide werden 90 Jahre alt, Reinhold Würth und die Wolkenspiegelung auch – sie ist 1935 entstanden, und das nahmen wir dann einfach zum Anlass, ihm diese Ausstellung zu widmen, und jetzt eben hier im Museum Würth 2 das Werk Noldes auszubreiten.“ schildert Sylvia Weber, Direktorin des Würth-Museums in Künzelsau. Fast 150 Exponate Ausbreiten ist wörtlich zu verstehen: Dank Kooperation mit der Nolde-Stiftung Seebüll erlauben fast 150 Exponate einen umfassenden Blick auf Emil Noldes Leben und Werk einen Künstler, der auch deswegen fasziniert, weil da rätselhafte und immense Spannungen sind, in seinem Werk und in seiner Biografie. Der norddeutsche Bauernsohn soll nach dem Willen des Vaters was Handfestes lernen, am besten Schlachter. Seine Mutter kennt ihn besser und schenkt Emil einen Farbkasten. Als junger Mann schwimmt er sich schließlich frei, unternimmt Reisen bis auf pazifische Inseln. In den Bildern lässt sich viel entdecken Ein Porträt seines dortigen einheimischen Leibdieners gerät beinahe zur Liebeserklärung. Tamara Schneider von der Nolde Stiftung Seebüll: „In der Südsee hat er dieses Porträt von Jupuallo gemacht mit diesen Hibiskusblüten auf dem Kopf. Sie hatten so ein inniges Verhältnis, dass man, wenn man genauer auf dieses Werk schaut, man unten mit Bleistift auch noch so zwei Herzchen sieht. Das sind so die kleinen Details, die man in so einer Ausstellung dann auch noch mal entdecken kann.“ Expressiver Farbrausch Die Emotionalität und der expressive Farbrausch sind eine Konstante in Noldes Bildwelt, ob er nun die Sonne der Tropen malt oder das kalte Glitzern von Berliner Nachtclubs, erklärt Ko-Kuratorin Beate Elsen. „Da hat er hier zum Beispiel so eine Berliner Gesellschaft Nachtszene gezeigt, in diesen leuchtenden gelben und roten Farben. Man kann sagen, da brennt die Luft, man sieht eben, dass er immer auf atmosphärische Dinge sehr geachtet hat, genau wie in seinen Landschaftsdarstellungen auch.“ Nolde war Antisemit Bald hat Noldes Werk großen Erfolg, und als 1933 die NS-Herrschaft beginnt, ergibt sich daraus eine bizarre Konstellation. Der Künstler ist zutiefst völkisch und antisemitisch gesinnt, und zugleich felsenfest davon überzeugt, dass seine expressive Malweise urdeutsch sei. Dass die neuen Machthaber seine Bilder als „Entartete Kunst“ verdammen, mag Nolde nicht begreifen, er bleibt seinem Stil treu. Doch nach 1945 ermöglicht ihm das „Entartet“-Etikett, sich als verfolgter Künstler auszugeben – eine Fiktion, die bis vor wenigen Jahren Bestand hatte. Eine fulminante Schau Die inneren Widersprüche zwischen Nolde und der biederen Volkstümelei seiner Gesinnungsgenossen zeigen sich auch in den wohl interessantesten Räumen der Ausstellung. Am Ende des Rundgangs werden Noldes Reise-Souvenirs präsentiert, die er später in Kompositionen von Stillleben einbaute. Nun stehen die Gegenstände neben ihre gemalten Abbildern – und man erkennt die rätselhafte Kluft zwischen dem völkisch tickenden Zeitgenossen und dem frei schweifenden Künstler. Die fulminante Schau steht unter dem Titel „Welt und Heimat“ - eine treffsichere Analogie für die Spannung zwischen Enge und Weite, Antrieb und Verwurzelung – beim Künstler wie beim Kunst sammelnden Geburtstagskind.…
Raum für Austausch und Begegnung „Bibliotheken sehen sich heutzutage als sogenannte dritte Orte, wo sich Menschen treffen können“, sagt die Leiterin des Landesbibliothekzentrums Rheinland-Pfalz, Ute Bahrs, im Gespräch mit SWR Kultur. Die Aktion solle nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch ein Raum für Austausch und Begegnung sein. In Speyer gibt es unter dem Motto „Die Pfalz und die Welt“ eine Ausstellung und einen Film über die pfälzische Sprache. „Es gibt den Bereich für ruhiges Lernen, aber genauso die Zonen, wo ich mich austauschen kann“, sagt Bahrs. Lebendige Kulturzentren mit Zukunft Auch Musik spiele eine Rolle: Die „Neuen Wandermusikanten“ erinnern an pfälzische Auswanderer, die in Übersee musizierten. „Das nichtkommerzielle Angebot von Bibliotheken ist in unserer Gesellschaft besonders wichtig", betont Bahrs. Die Nacht der Bibliotheken zeigt: Bibliotheken sind lebendige Kulturzentren mit Zukunft. Die Lange Nacht der Bibliotheken findet am 4.4.25 bundesweit in Bibliotheken aller Bundesländer statt.…
Gelb-orange sind die Schalensitze aus Plastik, auf denen schon damals vor 50 Jahren die interessierte Öffentlichkeit Platz nahm. Jetzt stehen die Funktionsmöbel aus dem Stammheimer Prozesssaal im Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart. Den drei Stuhlreihen gegenüber, ein weiteres geschichtsträchtiges Möbel: der Original-Richtertisch des ersten RAF-Prozesses. Kein traditionsreiches Stück aus Massivholz, es ist eher eine blau weiße Bank mit Löchern für die Mikrophone. Versuchen, einen Eindruck davon zu vermitteln Ein besonderes Setting, erklärt Ausstellungsleiter Rainer Schimpf: „Wir können die Situation natürlich nicht rekonstruieren, das Gebäude ist inzwischen abgerissen. Wir können aber etwas konstruieren. Die Originalmöbel helfen dabei. Wir können versuchen, einen Eindruck davon zu vermitteln. Und das scheint uns 50 Jahre später immer noch sehr wichtig zu sein, um Mythen und Zweifeln entgegenzutreten und möglichst auch Aufklärung zu bieten.“ Tonbandaufnahmen als zentrale Komponente Auf drei Projektionswänden im Hintergrund sind alle Prozessparteien zu sehen. Weil es keine Videomitschnitte von der Verhandlung gibt, auf Zeichnungen. Sehr lebendig eingefangen von Gerichtszeichner Erich Dittmann. Und es gibt auch was zu Hören. Zentrale Komponente der Ausstellung sind Tonbandaufnahmen von dem Prozess, bei dem alle Seiten zu Wort kommen. Tonaufnahmen waren in bundesdeutschen Gerichten zu der Zeit eigentlich nicht erlaubt, sie sollten nur Gedächtnisstütze für den Gerichtsschreiber sein, der einige Bänder aufbewahrte. Sie ruhten Jahrzehnte vergessen in den Kellern des Gerichts, wurden vor einigen Jahren wiederentdeckt und liegen jetzt im Staatsarchiv in Ludwigsburg. Das Herausfordernde war, die Tonbandsequenzen so auszuwählen, dass zum Beispiel der Angeklagte Andreas Baader nicht als der Held erscheint. (...) Sondern das jede Seite zu Wort kommt und ihre Position deutlich wird. Quelle: Kuratorin Sabrina Müller Eine Verhandlung wie ein Schauspiel Die oft hitzigen Wortwechsel vor Gericht stehen auch stellvertretend für die Zeit – die Konfliktlinien verlaufen quer durch Justiz, Politik und Gesellschaft. Immer wieder nutzen die Gründungsmitglieder der RAF und ihre Verteidiger die Verhandlung, um ihre politischen Ansichten deutlich zu machen Die Verhandlung gerät fast zu einer Art Schauspiel, bei dem die mörderischen Anschläge, deretwegen die Angeklagten vor Gericht stehen und die sie auch zugeben, in den Hintergrund geraten. Stammheim als Festung Durch einen semitransparenten Vorhang flimmern außerdem mehrere Überwachungs-Monitore. Auch hier wieder Originalstücke aus dem Gerichtsgebäude Stuttgart Stammheim: Damals neuste Sicherheitstechnik, die hier sozusagen als Teil der Geschichte vor dem Abriss bewahrt wurde, erklärt Ausstellungsleiter Schimpf. „Stammheim ist in mehrfacher Hinsicht ein Mythos. Das fängt damit an, dass das Gebäude für viele der Inbegriff einer Festung ist. Dabei wird vergessen: Andreas Baader war 1970 gewaltsam befreit worden. Insofern waren Justiz und Polizei gut beraten, einen Sitzungsort zu planen, der möglichst sicher war.“ Das Ergebnis war aber, dass das Bild von einem Staat entstand, der sich hinter hohen Betonwänden verschanzte, so Schimpf. Fernsehberichte bereichern die Ausstellung Neben den Monitoren laden Vertiefungsstationen, iPads mit unterschiedlichem Anschauungsmaterial, dazu ein, noch weiter auf Zeitreise zu gehen. Fernsehberichte aus den Siebzigerjahren setzen sich kritisch mit den umstrittenen sogenannten RAF-Paragraphen auseinander, unter anderem das Kontaktsperre-Gesetz, das die Isolation der RAF-Terroristen ermöglichte. Außerdem erinnert die Ausstellung an die Begleiterscheinungen des RAF-Prozesses. Zum Beispiel die Entführung von Hanns Martin Schleyer , um die Gefangenen aus dem Gefängnis freizupressen. Sorgfältig vorbereitete Ausstellung Es ist eine kleine, aber sorgfältig vorbereitete Ausstellung, die sehr nüchtern erzählt: von dem wegweisenden Prozess, den Ereignisse begleiteten, die die Bundesrepublik erschütterten und bis heute nicht loslassen. Die medienwirksame Festnahme der mutmaßlichen Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette im letzten Jahr zeigt, noch immer sind viele Fragen mit Blick auf die RAF offen. Vielleicht kann der aktuelle Prozess gegen Klette – auch wieder im eigens gebauten Sicherheitssaal – ein paar von ihnen beantworten?…
„Wir können Emotionen nicht aus der Politik ausgrenzen“, sagt Kommunikationswissenschaftler und Autor des Buches, Johannes Hillje. Besonders rechtspopulistische Parteien nutzten Ängste gezielt für ihre Mobilisierung. „Man muss die Verunsicherung der Menschen ernst nehmen und erst dann Hoffnung anbieten“, erklärt Hillje im Gespräch mit SWR Kultur. Der Versuch, mit ausschließlich positiven Emotionen zu punkten, scheiterte etwa im US-Wahlkampf. Politik muss lernen, Emotionen gezielt einzusetzen „Das hat nur die ohnehin optimistischen Wähler angesprochen, nicht aber die Mehrheit“, analysiert Hillje. Stattdessen sei es wichtig, eine „Brücke“ zwischen Sorgen der Menschen und Zukunftsvisionen zu bauen. Eine demokratische Emotionalisierung könne durch Werte wie soziale Gerechtigkeit und Sicherheit geschehen. „Selbst Hass kann demokratisch legitim sein, aber die bewusste emotionale Aufladung von Themen kann auch undemokratisch sein“, betont Hillje. Die Politik müsse lernen, Emotionen gezielt und verantwortungsvoll einzusetzen, um Bürgerinnen und Bürger zu erreichen.…
S
SWR2 Kultur Aktuell

Der Peter-Huchel-Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Preisstifter sind der Südwestrundfunk und das Land Baden-Württemberg. Er wird jedes Jahr am 3. April, dem Geburtstag des Dichters und Namensstifters Peter Huchel, an seinem letzten Wohnort Staufen im Breisgau vergeben.
Fünfzehn Jahre – so lange hat Inés im Gefängnis gesessen. Der Roman setzt an dem Tag ein, an dem sie entlassen wird. Eine Mörderin, die die Geliebte ihres Mannes erschossen hat. Ein sogenanntes Verbrechen aus Leidenschaft, von dem Claudia Piñeiro vor zwei Jahrzehnten in ihrem literarischen Debüt „Ganz die Deine“ erzählte. In ihrem neuen Roman „Die Zeit der Fliegen“ erleben wir nun, wie sich Inés, eine zutiefst konservative, von einem patriarchalen System geprägte Frau, in einer veränderten Gesellschaft zurechtfinden muss. Ganz besonders hatten sich die Frauen verändert. Es waren Jahre gewesen, in denen die Frauen unablässig ihre Forderungen stellten und die Welt, so wie ich sie kannte, auf den Kopf gestellt wurde. Mir war sofort klar, dass ich einen Crashkurs brauchte, um mich auf die neuen Zeiten einzustellen. Quelle: Claudia Piñeiro – Die Zeit der Fliegen …lässt Piñeiro ihre Romanfigur Inés feststellen. Während die eifersüchtige Ehefrau in Haft war, hat eine neue feministische Bewegung die Straßen erobert, Femizid wurde ein erschwerter Straftatbestand, LGBTQ-Rechte wurden gesetzlich verankert und die Gendersprache hat Einzug gehalten. All das ist in Argentinien in den vergangenen Jahrzehnten wirklich passiert. Detektivin und Kammerjägerin Doch für einen theoretischen Crashkurs hat Inés gar keine Zeit – sie muss Geld verdienen, zum ersten Mal in ihrem Leben. Zusammen mit einer Frau, die sie aus dem Gefängnis kennt, gründet sie eine Firma: Die Freundin ist als Detektivin unterwegs, und Inés kümmert sich um Schädlingsbekämpfung in Privathäusern. Eine reichlich ungewöhnliche Kombination von Dienstleistungen, die die beiden Frauen bald in heikle Situationen bringt, in denen es – natürlich – um Leben und Tod geht. Denn, wie könnte es anders sein, auch dieser Roman von Claudia Piñeiro hat Krimi-Elemente. Alles beginnt, als eine Kundin die Kammerjägerin Inés als Mordhelferin einspannen will und ihr dafür Geld bietet – viel Geld. Frau Bonar trinkt, sie hat noch Wein für einen Schluck in ihrem Glas. „Ich habe dich wiedererkannt, ich weiß, was du getan hast, und habe deine Dienste weiter gebucht. Du siehst, ich habe keine Vorurteile wegen irgendjemandes Vergangenheit.“ – „Das sehe ich, ja.“ – „Aber außerdem weiß ich, dass du die passende Person bist, um mir zu helfen.“ – „Wie sollte ich Ihnen helfen? – „Indem du mir das nötige Gift besorgst, um diese Frau auszuschalten.“ Quelle: Claudia Piñeiro – Die Zeit der Fliegen Drama eines transsexuellen Jugendlichen Was die Kundin mit dem Gift tatsächlich vorhat, erfahren wir erst viel später, und wie Inés mit der unmoralischen Offerte umgeht, sei hier nicht verraten. Piñeiro erzählt die Geschichte linear, mit einigen Rückblenden. Die Perspektiven wechseln: Mal hat Inés das Wort, mal ihre Freundin, die Detektivin, mal Inés Tochter. Der Krimi-Plot ist originell, fesselnd und psychologisch tiefschürfend, wirkt allerdings zuweilen nicht ganz realistisch. Interessant sind die Innen- und Außenwelten, die die Autorin für ihre Figuren erschaffen hat. Da ist das Hadern von Inés mit ihrer Mutterschaft und die Distanz zu ihrer Tochter. Da ist die enge Beziehung zu ihrer ungleichen Freundin aus dem Gefängnis – gelebte Sisterhood. Und da ist das Drama eines transsexuellen Jugendlichen, der im Elternhaus keinen Rückhalt findet. Feministischer Chor kommentiert die Geschehnisse Ein besonderes Stilelement in Piñeiros Roman ist der feministische Chor, der, wie in einer griechischen Tragödie, gelegentlich die Geschehnisse kommentiert. Kontrovers diskutiert er über schwierige Fragen, etwa darüber, ob Transfrauen einen Platz in der feministischen Bewegung haben, oder ob eine Frau einen Femizid begehen kann. Dabei verwendet die Autorin auch Originalzitate aus feministischen Werken, etwa von Rebecca Solnit, Rita Segato oder Judith Butler. Claudia Piñeiro beherrscht die Kunst, in ihren Romanen gesellschaftliche Entwicklungen und Umbrüche zu dokumentieren und gleichzeitig gute und unterhaltsame Geschichten zu erzählen. Das ist ihr auch in „Die Zeit der Fliegen“ gelungen.…
S
SWR2 Kultur Aktuell

Das weltberühmte Meisterwerk soll für alle zugänglich werden Daniel Cremer betont, dass seine Neufassung aus tiefem Respekt vor dem Originaltext entstanden ist. Ihm ist es wichtig, dass dieses weltberühmte Meisterwerk für alle zugänglich wird, auch für Menschen, die nicht perfekt Deutsch sprechen oder über viel Vorbildung verfügen. Die Schönheit von Goethes Sprache darf aber ab und zu im Original aufscheinen. Manchmal wird dann direkt danach die Übersetzung in leichte Sprache geliefert. Kulturelle Teilhabe darf nicht leer Phrase bleiben Daniel Cremer ist sich bewusst, dass seine Neufassung beim Publikum vielleicht nicht unumstritten sein wird, aber ihm ist es wichtig, dass die Themen „kulturelle Teilhabe“ und „niedrigschwellige Angebote“ keine leeren Phrasen bleiben. Für den Regisseur ist es nicht das erste Mal, dass er mit leichter Sprache arbeitet. In Zürich hat er bereits für das Theater HORA das inklusive, genre-übergreifende Kunst-Projekt „Schule der Liebenden“ auf die Bühne gebracht. Die Übersetzungsarbeit hat großen Spaß gemacht Kurze, einfache Sätze schreiben. Szenen zusammenfassen. Immer wieder überprüfen: was ist das Kondensat? Was wird gesagt, gemeint, nicht ausgesprochen? Eine Übersetzungsarbeit, die auch Dramaturgin Mascha Luttmann großen Spaß gemacht, aber ebenso viel abverlangt hat. Auf der Bühne vermittelt sich vieles nonverbal Ganz entscheidend: Die Inszenierung lebt auch von der intensiven Körperarbeit. Vieles vermittelt sich non verbal. Die Szene zum Beispiel als Faust Gretchen aus dem Kerker retten will, ist aufwendig choreographiert. Daniel Cremer und seinem Team ist es wichtig, zu betonen, dass ihre Neufassung aus einem tiefen Respekt vor Goethes Werk heraus entstanden ist und die Beschäftigung mit dem Original-Text nicht ersetzen soll:…
Social Media Trends wie „Alpha Males“ oder „Divine Femininity“ zeigen: Traditionelle Rollenbilder feiern ein Comeback. Was bedeutet es heute „männlich“ zu sein? Mit der Tanzperformance „Bound“ machen sich im Stuttgarter FITZ zwei Männer gemeinsam auf die Suche nach neuen Bildern von Männlichkeit und Nähe zwischen Männern.…
S
SWR2 Kultur Aktuell

„Wir wollen zeigen, dass die russische Sprache nicht nur die Sprache der Putin-Propaganda ist, sondern ein Teil der europäischen Familie“, sagt Olga Chesnokova. Sie leitet das Projekt „Berlin Bebelplatz“, eine Buchmesse für russischsprachige Literatur in Berlin. Dort werden russischsprachige Texte gezeigt, die so unzensiert, niemals in Russland veröffentlicht werden könnten.…
Meisterregisseur der Neuen Sachlichkeit „Die Büchse der Pandora“ – so heißt einer der berühmtesten unter den vielen berühmten Filmen von Georg Wilhelm Pabst. Neben Fritz Lang und Friedrich Wilhelm Murnau war Pabst der dritte unter den großen Giganten des deutschen Stummfilms der Weimarer Republik, und mit Filmen wie „Die freudlose Gasse“, „Geheimnisse einer Seele“, „Tagebuch einer Verlorenen“ und eben „Die Büchse der Pandora“ wurde er zum Meisterregisseur der Neuen Sachlichkeit schlechthin. ein Realist, der sich aber für das interessierte was unter der Oberfläche des auf der Leinwand Zeigbaren lag und versuchte, dem Unterbewussten, den Gefühlen, Trieben und verbotenem Verlangen eine Sichtbarkeit auf der Leinwand zu geben. Erzwungene Arbeit für das NS-Kino Politisch links stehend, wurde er 1933 ins französische Exil gezwungen, durch unglückliche Zufälle wurde er dann ab 1939 gezwungen, wieder in Deutschland zu arbeiten und drehte drei Filme für das NS-Kino. In den fünfziger Jahren drehte er noch mal ein Dutzend Filme, darunter mit „Der letzte Akt“ und „Es geschah am 20. Juli“ zwei Werke, die sich für die damalige Zeit sehr kritisch mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzen. Bürgerliche Ehe und unterdrückte Triebe als zentrale Motive „Die Büchse der Pandora“ könnte auch der Titel von Angela Christliebs Film über Pabst sein. Die österreichische Regisseurin stößt mitten hinein ins Herz der Familienpolitik der Pabst Familie – und dieser Ansatz hat wiederum eine Menge mit dem Filmregisseur zu tun. Denn Pabst thematisiert in fast allen seinen Filmen die bürgerliche Ehe, Affären und Fremdgehen genauso wie unterdrückte Triebe, wie die Gewalt des Vaters über seine Kinder und die Emanzipation und Selbstverwirklichung der Ehefrauen in diesen Familienkonstellationen. Ein konservativer Patriarch Zur Schlüsselfigur von Christliebs Film wird hier jenseits der noch lebenden Enkel, die auch auftauchen, aber eher vom Thema wegführen, die Ehefrau des Regisseurs Trude Pabst. Sie hatte als Schauspielerin begonnen und ihren Mann kennen und lieben gelernt, doch der – als Künstler linksliberal und tolerant – entpuppte sich im eigenen Haus als mitunter konservativer Patriarch. Die Ehefrau als engste Mitarbeiterin Viele tausend Tagebuch-Seiten und Briefe hat Trude Pabst hinterlassen – sie sind eine unschätzbare Quelle für Leben und Filmogragraphie des Regisseurs. Die Ehefrau war auch dessen engste Mitarbeiterin und er hat sie auch immer ermutigt, selbstständig als Drehbuchautorin zu arbeiten. Trotzdem war dieses Arbeitsverhältnis keineswegs immer frei von Streit und wechselseitigen Enttäuschungen. Christlieb belegt aber, dass die Menschen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in vielerlei Hinsicht – sexuell wie emotional – freiheitlicher und offener gesonnen waren, als es viele Menschen heute sind und für die Vergangenheit glauben machen möchten. Die Bedeutung von Trude Pabst wird ins rechte Licht gerückt So ist dies ein Film, der unschätzbare Quellen zutage fördert, der erstmals Trude Pabsts Biographie angemessene Aufmerksamkeit schenkt. Christlieb rückt die Bedeutung dieser immer auch in künstlerischen und privaten Krisen loyalen Ehefrau ins rechte Licht. Dabei schießt sie aber nicht über das Ziel hinaus und vermeidet den Fehler mancher neuerer Künstlerbiografien, die Bedeutung der Gattin aus feministischen Motiven über Gebühr aufzublasen oder das Genie des Künstlers zu relativieren. Das Porträt einer Ehe In „Pandoras Vermächtnis“ bleibt immer klar, dass man sich für Trude Pabst vor allem deswegen interessiert, weil sie die Frau eines wichtigen Künstlers war, aber nicht das Genie hinter einem Mann das nicht gesehen wurde. Es gibt in diesem Film auch keine Enthüllungen über einen Ehegatten der sich ungebührlich oder gar missbräuchlich betragen hätte. Stattdessen ist dieser Film das Porträt einer Ehe die über 40 Jahre bis zu Papsts Tod 1966 und auch über diesen hinaus gehalten hat. Der Trailer zu „Pandoras Vermächtnis“, Kinostart am 3.4.:…
Üdvözlünk a Player FM-nél!
A Player FM lejátszó az internetet böngészi a kiváló minőségű podcastok után, hogy ön élvezhesse azokat. Ez a legjobb podcast-alkalmazás, Androidon, iPhone-on és a weben is működik. Jelentkezzen be az feliratkozások szinkronizálásához az eszközök között.