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Chancen der Adoleszenz (Einordnung des Interviews mit Edi)

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Daraus ist ersichtlich, dass das Erreichen der Volljährigkeit nach Schweizer Recht bei meinem Mandanten nicht mit der geistigen Reife korrespondierte. Entsprechend hörte auch die Delinquenz nicht einfach mit dem 18. Lebensjahr auf. Die Adoleszenz hat vielmehr ihren eigenen Fahrplan: Es ist dies eine Phase im Leben, welche mit einem hormonell angetriebenen Motor zu vergleichen ist. Neurologen führen ein solches auf den fundamentalen Umbau des Vorderhirns zurück. In dieser Lebensphase ist auch der Einfluss der Peer-Group besonders hoch und Eltern wie auch die staatlichen Behörden verlieren zwangsläufig ihre Vorbilds- und Spiegelfunktion.

Der angesehene Psychoanalytiker Mario Erdheim hat folgende These für das jugendliche Fehlverhalten „Der Adoleszente, dessen Entwicklung nur körperlich abgeschlossen ist, wiederholt in einem anderen Milieu, was vorher schief gegangen ist. Da er in der Pubertät nun seine geistigen und emotionalen Fähigkeiten ausbildet, um in der Erwachsenenwelt bestehen zu können, ist die Chance gross, einstige Enttäuschungen und Vertrauensverluste dank Wiederholungen zu überwinden.“

Der Jugendliche versucht demnach, Defizite aus früheren Lebensphasen wieder gut zu machen. Bei meinem Mandanten ist leider in der frühen Lebensphase besonders viel schief gelaufen. Vor diesem Hintergrund wird verständlicher, weshalb mein Mandant über Jahre ein Getriebener war. Dies lag nicht nur an der Pubertät. Respektive die Pubertät zeigte sich besonders stark aufgrund seiner Kriegstraumatisierung.

Was passiert nun psychisch mit den Verletzungen, wenn das Individuum in die Pubertät und Adoleszenz kommt? Studien zeigen, dass der Adoleszenz das Vermögen innewohnt, Schäden, Defizite, Wunden aufzuheben, die in der frühen Kindheit und danach entstanden sind. Wie ist sowas möglich? Es kommt dadurch zustande, dass Erfahrungen aus der Kindheit in einem neuen, nämlich adoleszenten Kontext für das Subjekt zugänglich werden, und das heisst nicht mehr in der für das Kind charakteristischen Abhängigkeit von der Familie, sondern in einem neuen, vom Adoleszenten geschaffenen Rahmen. Es sind nun die "Anderen", die Ängste aushalten müssen, während der Heranwachsende "sein" Leben führt und sich an keine Regeln halten will. Was einst passiv erlitten wurde, wird jetzt in der Adoleszenz aktiv angegangen. Edi Verhalten war demnach Verarbeitung und Abwehr zugleich, indem er versuchte, seine Umwelt zu kontrollieren, damit er seinerseits nicht mit seiner inneren Ohnmacht konfrontiert wurde und das in der Kindheit Erlittene verarbeiten konnte. Im Vordergrund stand letztlich der Schutz der eigenen Psyche in einer teils inadäquaten und sozialunverträglichen Art und Weise.

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Der angesehene Psychoanalytiker Mario Erdheim hat folgende These für das jugendliche Fehlverhalten „Der Adoleszente, dessen Entwicklung nur körperlich abgeschlossen ist, wiederholt in einem anderen Milieu, was vorher schief gegangen ist. Da er in der Pubertät nun seine geistigen und emotionalen Fähigkeiten ausbildet, um in der Erwachsenenwelt bestehen zu können, ist die Chance gross, einstige Enttäuschungen und Vertrauensverluste dank Wiederholungen zu überwinden.“

Der Jugendliche versucht demnach, Defizite aus früheren Lebensphasen wieder gut zu machen. Bei meinem Mandanten ist leider in der frühen Lebensphase besonders viel schief gelaufen. Vor diesem Hintergrund wird verständlicher, weshalb mein Mandant über Jahre ein Getriebener war. Dies lag nicht nur an der Pubertät. Respektive die Pubertät zeigte sich besonders stark aufgrund seiner Kriegstraumatisierung.

Was passiert nun psychisch mit den Verletzungen, wenn das Individuum in die Pubertät und Adoleszenz kommt? Studien zeigen, dass der Adoleszenz das Vermögen innewohnt, Schäden, Defizite, Wunden aufzuheben, die in der frühen Kindheit und danach entstanden sind. Wie ist sowas möglich? Es kommt dadurch zustande, dass Erfahrungen aus der Kindheit in einem neuen, nämlich adoleszenten Kontext für das Subjekt zugänglich werden, und das heisst nicht mehr in der für das Kind charakteristischen Abhängigkeit von der Familie, sondern in einem neuen, vom Adoleszenten geschaffenen Rahmen. Es sind nun die "Anderen", die Ängste aushalten müssen, während der Heranwachsende "sein" Leben führt und sich an keine Regeln halten will. Was einst passiv erlitten wurde, wird jetzt in der Adoleszenz aktiv angegangen. Edi Verhalten war demnach Verarbeitung und Abwehr zugleich, indem er versuchte, seine Umwelt zu kontrollieren, damit er seinerseits nicht mit seiner inneren Ohnmacht konfrontiert wurde und das in der Kindheit Erlittene verarbeiten konnte. Im Vordergrund stand letztlich der Schutz der eigenen Psyche in einer teils inadäquaten und sozialunverträglichen Art und Weise.

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