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Spießer! – mit Sonja Engel und Dominik Schrage
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Der Spießer ist geistlos, geschmacklos, engstirnig, ängstlich und ahnungslos. Kein Wunder also, dass niemand einer sein möchte. Spießer, das sind die anderen, von denen man sich abgrenzt.
Die Soziolog:innen Sonja Engel und Dominik Schrage haben dieser eigentümlichen Beschimpfung ein Buch gewidmet. Für sie ist das „Spießerverdikt“ ein kommunikatives Muster, das trotz eines immer wieder erweiterten Repertoires von negativen Eigenschaften seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts relativ stabil geblieben ist. In ihrer Diskursanalyse verfolgen die beiden diese besondere Art der Herabsetzung – von der romantischen Spießersatire über die marxistische Kleinbürgerschelte bis zur Bürgerkritik der Boheme. Auch in der Gegenkultur der 1960er und 70er-Jahre und in der reaktionären „Gutmenschen“-Verachtung der Gegenwart wiederholen sich ähnliche Logiken.
Die Sozialfigur des Spießers erweist sich dabei als ein politisch flexibles Werkzeug der Abwertung. Es richtet sich immer gegen eine gesellschaftliche „Mitte“, mit der etwas nicht stimmt – und die eine andere werden soll.
Shownotes
- Sonja Engel/Dominik Schrage: Das Spießerverdikt
- Collaborative Research Centre 1285 „Invectivity. Constellations and Dynamics of disparagement“ — TU Dresden
- Brentano — Der Philister
- Die Angestellten – Wikipedia
- Erich Mühsam – Wikipedia
- Julius Bab – Wikipedia
- Lumpenproletariat – Wikipedia
- Lieder aus dem Rinnstein – Wikipedia
- Unzeitgemäße Betrachtungen – Wikipedia
- Heinrich Hart – Wikipedia
- Julius Hart – Wikipedia
- Norbert Bolz: Der Reaktionär und die Konformisten des Andersseins
- Theordor Geiger: Panik im Mittelstand
- Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede
Transkript
Das Transkript zur Episode ist hier abrufbar. ACHTUNG: Das Transkript wird automatisch durch wit.ai erstellt und aus zeitlichen Gründen NICHT korrigiert. Fehler bitten wir deshalb zu entschuldigen.
Gäste
- Dominik Schrage
- Sonja Engel
Verwandte Episoden
Fejezetek
1. Herabsetzungen aus soziologischer Perspektive (00:03:02)
2. Der Ursprung des Spießers (00:08:41)
3. Ist der Spießer deutsch? (00:13:31)
4. Der Spießer, die mittelmäßige Mitte (00:15:45)
5. Spießer-Verdikte als Desidentifikation (00:20:41)
6. Der Philister der Romantik (00:23:24)
7. Philister-Kritik und Antisemitismus (00:28:15)
8. Die Musterkarte (00:33:17)
9. Dilettantismuskritik (00:38:09)
10. Studierende als Trägergruppe der Spießerschelte? (00:42:51)
11. Der Kleinbürger in der Klassentheorie des 19. Jh. (00:49:36)
12. Wiederkehr der Kleinbürgerkritik im frühen 20. Jh. (00:54:39)
13. Was war eigentlich mit den Gesellen? (01:03:51)
14. Die Bohème und ihre Kritik der Bürgerlichkeit (01:09:49)
15. Bohéme als Milieu (01:20:14)
16. Spießerkritik von Rechts: Der Gutmensch (01:24:46)
17. Der Hipster (01:30:50)
18. alles nur Diskurs? (01:37:12)
19. Ketsa - Dawnage (01:46:33)
97 epizódok
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Die Soziolog:innen Sonja Engel und Dominik Schrage haben dieser eigentümlichen Beschimpfung ein Buch gewidmet. Für sie ist das „Spießerverdikt“ ein kommunikatives Muster, das trotz eines immer wieder erweiterten Repertoires von negativen Eigenschaften seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts relativ stabil geblieben ist. In ihrer Diskursanalyse verfolgen die beiden diese besondere Art der Herabsetzung – von der romantischen Spießersatire über die marxistische Kleinbürgerschelte bis zur Bürgerkritik der Boheme. Auch in der Gegenkultur der 1960er und 70er-Jahre und in der reaktionären „Gutmenschen“-Verachtung der Gegenwart wiederholen sich ähnliche Logiken.
Die Sozialfigur des Spießers erweist sich dabei als ein politisch flexibles Werkzeug der Abwertung. Es richtet sich immer gegen eine gesellschaftliche „Mitte“, mit der etwas nicht stimmt – und die eine andere werden soll.
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- Julius Bab – Wikipedia
- Lumpenproletariat – Wikipedia
- Lieder aus dem Rinnstein – Wikipedia
- Unzeitgemäße Betrachtungen – Wikipedia
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- Julius Hart – Wikipedia
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2. Der Ursprung des Spießers (00:08:41)
3. Ist der Spießer deutsch? (00:13:31)
4. Der Spießer, die mittelmäßige Mitte (00:15:45)
5. Spießer-Verdikte als Desidentifikation (00:20:41)
6. Der Philister der Romantik (00:23:24)
7. Philister-Kritik und Antisemitismus (00:28:15)
8. Die Musterkarte (00:33:17)
9. Dilettantismuskritik (00:38:09)
10. Studierende als Trägergruppe der Spießerschelte? (00:42:51)
11. Der Kleinbürger in der Klassentheorie des 19. Jh. (00:49:36)
12. Wiederkehr der Kleinbürgerkritik im frühen 20. Jh. (00:54:39)
13. Was war eigentlich mit den Gesellen? (01:03:51)
14. Die Bohème und ihre Kritik der Bürgerlichkeit (01:09:49)
15. Bohéme als Milieu (01:20:14)
16. Spießerkritik von Rechts: Der Gutmensch (01:24:46)
17. Der Hipster (01:30:50)
18. alles nur Diskurs? (01:37:12)
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